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Geschichte.
Haushaltung des Staates wieder herstellen könnte, sah er sich
genöthigt, dem Rathe seines berühmten Ministers Necker zu
folgen und die Reichsstände, die seit 1614 nicht versammelt
gewesen waren, zu berufen, um mit denselben über die Mittel
zu berathen, dem sinkenden Staate wieder aufzuhelfen. Er ver-
sammelte deshalb 300 Abgeordnete vom Adel, eben so viele von
der Geistlichkeit und 600 von dem Bürgerstande zu einem Reichs-
läge, der am 5. Mai 1789 feierlich eröffnet wurde. Der König
ahnete nicht, was daraus entstehen würde. — Auf diesem Reichs-
tage, der sich Nationalversammlung nannte, brach gleich Anfangs
ein heftiger Streit aus. Die Abgeordneten aus dem Bürger-
stande verlangten, daß die Abgaben nicht sie allein drücken, son-
dern daß der Adel und die Geistlichkeit ihren gleichen Antheil
daran tragen sollten. Dem widersetzten sich die andern, sprachen
hochmüthig von ihren Rechten, gaben zu verstehen, daß man
Waffen und Macht besitze, und erbitterten den Bürgerstand noch
mehr gegen sich, statt ihn durch Milde und, Nachgibigkeit zu
besänftigen. Indeß mußten die Vertreter des Adels und der
Geistlichkeit dennoch bald nachgeben, als sie bemerkten, daß der
größte Theil des Volkes ihnen entgegen war. Das geschah aber
nur aus Furcht für den Augenblick. Böse Menschen vom Adel
selbst suchten heimlich das Volk immer mehr aufzuregen, daß cs
Ausschweifungen beging. Dann machte man dem Könige eine
so schreckliche Vorstellung von der Wildheit der Bürger, daß er
Soldaten um Paris herum zusammenziehen ließ. Jetzt glaubte
die vornehme Partei gesiegt zu haben; allein gerade das, was
sie zu ihrem Schutze gewählt hatte, ward ihr Verderben. Die
französischen Soldaten wollten aus die Bürger nicht schießen;
eine angebotene Vermehrung des Soldes schlugen alle einmüthig
ab; dafür belohnte sie die allgemeine Liebe der Bürger. Als
hierauf der König seinen Minister Necker, den Liebling des Vol-
kes, entließ, weil er ihn für den Urheber dieser Unruhen hielt,
da gerieth die ganze Hauptstadt in Aufruhr. Die Sturmglocken
ertönten, das Volk rottete sich zusammen, erbrach die Zeughäuser
und zog bewaffnet gegen die Bastille, eine alte Festung im östli-
chen Theile der Stadt, die zum Gefängniß diente. Sie wurde
erstürmt, die Besatzung niedergemacht und der Kopf des Befehls-
habers auf einer langen Stange unter dem gräßlichen Jubel
der nachströmcnden Menge durch die Straßen der Stadt getragen.
Dies geschah am 14. Juli 1789 und war der Anfang der großen
französischen Staatsumwälzung.
Um die Wüthenden zu beruhigen, hatte der König die
Schwäche, das Heer schnell von Paris zu entfernen und Necker
zurückzuberufen. Das Volk sah nun, daß man dem Könige alles
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Bündnisse der lutherisch gesinnten Fürsten.
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Frankenhausen eingenommen und alsdann 300 Bürger und Bauern
enthauptet. Münzer, welcher unter den Fliehenden einer der ersten
war, verkroch sich auf einem Heuboden; man entdeckte ihn aber
bald und er starb unter dem Schwerte des Henkers, kleinmüthig
und verzagt.
y/?) ßünimtße der lutherisch gesinnten Fürsten.
Die katholischen Fürsten ersuchten den Kaiser um Beilegung
der Religionsstreitigkeiten; allein er konnte ihr Verlangen nicht
erfüllen, da er eben einen Krieg gegen Frankreich führte. Indeß
ließ er vorläufig einen Reichstag zu (Bpeier halten, auf welchem
beschlossen wurde, daß die neue Gemeinde die gemachten Einrich-
tungen zwar behalten, aber keine weitere Neuerung sich erlauben
und nirgends die Messe und die katholischen Gebräuche abschaffen
sollte, bis zu einer künftigen Kirchenversammlung.
Diesem Beschlusse widersprachen Luthers Anhänger feierlich, oder
wie man damals sagte, sie protestirten dagegen; daher erhielten
sie den nachher gebräuchlichen Namen Protestanten.
Im Jahre 1530 kam endlich der Kaiser nach Deutschland
und hielt zu Augsburg einen großen Reichstag. Hier über-
reichten ihm die Protestanten ihr von Melanchthon abgefaßtes
Glaubenöbekenntniß, welches die Augsburger Konfession genannt
wird. Die Katholiken gaben sogleich eine Widerlegung derjenigen
Sätze ein, die von den Lehren der katholischen Kirche abwichen,
und der Kaiser beschied die Protestanten folgendermaßen: „Ihr
Bekenntniß, das er gnädig angehört habe, sei mit guten Gründen
widerlegt. Um Frieden und Einigkeit im Reiche zu erhalten,
wolle er ihnen noch bis zum April 1531 Bedenkzeit geben, zum
katholischen Glauben zurückzukehren." Diese bestimmte Erklärung
schreckte die protestantischen Fürsten; daher schlossen sie noch in
demselben Jahre zu Schmalkalden ein Bündniß, um im Noth-
falle mit bewaffneter Hand ihre Glaubensfreiheit zu vertheidigen.
Da aber Karl von den Einfällen der Türken in Ungarn und
Oesterreich litt und zugleich in fortwährendem Kriege mit den
Franzosen lebte, so sah er sich gegen seinen Willen genöthigt,
den Protestanten mehrere Forderungen zu gestatten, um nur von
ihnen Hilfe gegen die Türken zu erhalten. Nach einigen Jahren
brach indeß der schmalkaldische Krieg aus, in welchem der
Kaiser siegte und darauf die Nichtkatholischen sehr beschränkte.
Diese brachen in Kurzem wieder los und erzwangen einen gün-
stigen Vertrag. Es ward den Protestanten überall im Reiche
freie Religionsübuug bewilligt; sie durften alle Einkünfte der vor-
mals katholischen Klöster und Stiftungen behalten; Niemand sollte
wegen der Religion Kränkungen erfahren; Jeder konnte nach seinem
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Extrahierte Personennamen: Melanchthon Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Ungarn Oesterreich
Unsere Zeit.
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Erhaltung des Friedens für die Zukunft. Deutschland, einst das
erste Reich der Christenheit, war, wenn Kaiser, Fürsten und Völ-
ker einig waren, unbesiegbar, und selbst in Zeiten der innern
Zerrüttung haben auswärtige Fürsten wenig oder nichts gegen
dasselbe vermocht. Einigkeit macht stark! Aber als es Fremden
gelang, einzelne Theile vom Ganzen zu reißen; als es namentlich
Napoleon vermochte, die Verbindung zwischen Kaiser und Reichs-
fürsten zu lösen, indem er viele der letztern zum Rheinbünde zog
und sich zum, Oberhaupte desselben machte; als er im Stande
war, zwischen die übrigen Mißtrauen und Zwietracht zu säen —
da war es um Deutschlands Unabhängigkeit geschehen. Sollte
die Zukunft nicht ähnliches Unglück bringen, so mußte eine
Vereinigung der deutschen Völker hergestellt werden. So wurde
Deutschland ein Bundesstaat. Unter dem Vorsitze eines Abgeord-
neten des österreichischen Kaisers sind die Vertreter der übrigen
deutschen Länder zu Frankfurt a. M. versammelt, um über die
Einrichtungen für das Gesammtwohl des deutschen Vaterlandes
zu berathen. Jeder Fürst regiert sein Land nach seiner Weise,
und in die innern Angelegenheiten der Staaten hat der Bundes-
tag sich nicht zu mischen; aber er schlichtet etwaige Streitigkeiten
zwischen einzelnen Bundesgliederu und wehrt jeden Angriff eines
auswärtigen Feindes gemeinsam ab. Zu diesem Zwecke unter-
hält er auf gemeinsame Kosten eine Anzahl Festungen — Bundes-
festungen— und jeder Staat ist verpflichtet, bei Ausbruch eines
Krieges eine seiner Bevölkerung angemessene Zahl seiner Sol-
daten zum Bundesheere zu stellen. Ferner schließt der Bundes-
tag Verträge mit auswärtigen Mächten; doch darf auch jeder
einzelne Fürst solche Verträge abschließen, die aber nie zum Nach-
theile der Gesammtheit oder eines einzelnen Bundeslandes sein
dürfen. Ebenso steht es den einzelnen Fürsten frei, unter sich
Verträge einzugehen. Ein solcher ist der Zollverein, den
Deutschland den Bemühungen Preußens verdankt. Jeder ein-
zelne Staat glaubte früher die Gewerbthätigkeit im eigenen Lande
am besten zu fördern, wenn er die Einfuhr der Erzeugnisse
eines andern gänzlich verbot, oder darauf einen so hohen Zoll
legte, daß die Einfuhr unterblieb. Manche Erzeugnisse mußten
mehr als einen solchen Zoll bezahlen, wenn sie von einem Ende
Deutschlands bis zum andern verführt wurden, die Waaren muß-
ten dann in der Heimath außerordentlich billig abgelassen oder an
ihrem Bestimmungsorte sehr theuer bezahlt werden. Das war
zum Nachtheile Aller. Preußen schloß daher bereits im Jahre
1828 mit Hessen - Darmstadt und Anhalt, und nach und nach
mit immer mehr deutschen Staaten Zoll- und Handelsverträge,
bis am 1. Januar 1834 fast alle Schlagbäume der Zollstätten
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rheinbünde Deutschlands Deutschland Frankfurt Deutschland Deutschlands Hessen Darmstadt